Wir befinden uns in einer Zeit der Pandemie. Es ist eine Zeit der Entbehrungen. Das Tragen von Masken und die Kontaktbeschränkungen rücken ein Bewusstsein für menschliche Nähe in den Vordergrund. Uns wird bewusst, wie sehr wir diese menschliche Nähe brauchen. Vor Kurzem konnten wir uns noch nicht ausmalen, dass ein Handschlag, eine Umarmung oder das Lesen der Mimik von Menschen in diesem Jahr zu einem so raren Gut werden würde.
Besonders bedrückend ist diese Situation, wenn in diese Zeit ein Todesfall fällt. Die Angehörigen sind nicht mehr nur mit dem Verlust und der Trauer konfrontiert, sondern auch mit der fehlenden menschlichen Nähe. Das Abschiednehmen auf der Bestattung und der Trauerfeier ist nun beschränkt auf eine gewisse Teilnehmeranzahl. Das stellt Angehörige vor die schwierige Entscheidung, wer beim Abschiednehmen dabei sein darf und wer nicht.
Für viele ist die Bestattung ein besonderer Tag, da er den Raum öffnet, in dem Abschied genommen wird. Die Trauerfeier bietet die Möglichkeit von persönlichen Abschiedsgrüßen in Form von Briefen oder gesprochenen Worten. Sie bietet mit Bildern und Trauerreden unterschiedliche Formen der Erinnerungen. Die Gemeinschaft spendet Trost und so kann ein Gefühl der Einsamkeit für einen kurzen Moment kleiner werden.
In den Zeiten der Pandemie fehlen all diese Aspekte. Die Zusammengehörigkeit auf der Trauerfeier fehlt, das gemeinsame Stehen am Grab und das Austauschen über die Trauerfeierlichkeiten fehlen. Es fehlen die Beileidsbekundungen, bei denen man in viele lange nicht mehr gesehene Gesichter blickt. Aber vor allem fehlt der Abschied bei den Menschen, die nicht dabei sein dürfen. Es braucht in dieser Zeit kreative Lösungen, die das dabei sein für die Menschen ermöglicht, die nicht an der Bestattung teilnehmen dürfen.
Digitale Lösungen müssen in der Bestattungsbranche aufgenommen werden und Menschen das Dabeisein bei Trauerfeierlichkeiten ermöglichen.
Das Filmen von Beerdigungen kann Abhilfe schaffen, denn es ermöglicht den zuhause gebliebenen Menschen über das Medium Film am Ablauf der Beerdigung teilzuhaben. Es kann der Trauerrede gelauscht werden und den Vorgang des Herablassen des Sarges oder der Urne sichtbar gemacht werden. Das reine Abfilmen von Bestattungen ermöglichen jedoch nur ein Teil der wichtigen und hilfreichen Prozesse des Abschiednehmens und eine Nähe fehlt.
Das Gestalten des filmischen Ausschnitts setzt den Fokus. Das Führen des Blicks des Zuschauenden schafft eine Nähe zu dem Ort des Geschehens. Eine Nahaufnahme von einempersönlichen Abschiedsgruß oder das in Szene setzen des Blumenkranzes sind nur zwei genannte Möglichkeiten, den Blick des Zuschauenden zu lenken. Besteht eine persönliche Verbindung zu dem Abschiedsgruß oder dem Blumenkranz, dann sind diese Bilder der Beweis dafür, das etwas von mir anwesend war. Das bewusste Inszenieren von Gegenständen, Ritualen oder Menschen schafft eine Brücke zu den Menschen, die zuhause geblieben und nicht vor Ort sein können. So kann die selbst ausgesuchte Blume eine Art Stellvertreterin sein, welche dem Verstorbenen die letzte Würde erweist.
Film kann die reale Anwesenheit nicht ersetzen, aber er kann eine Nähe schaffen. Ein Gefühl der Verbindung zur Beerdigung, ein Gefühl den letzten Weg begleitet zu haben und mit der Teilnahme an einem Ritual Wertschätzung zum Ausdruck gebracht zu haben.
Wir möchten auch in diesen Zeiten kreative Lösungen anbieten und arbeiten nun mit der Filmemacherin Wendy Pladeck zusammen, die diese Nähe durch Filme ermöglicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.abschiedsgestalterin.de